20 Jahre Simovative: Die Geschichte über ein Buch, kreative Namen und (un-) überbrückbare Kulturunterschiede

Den runden Geburtstag hatten sie komplett vergessen, bis die beiden Geschäftsführer von Simovative, Jörn Wünnemann und Torsten Fürbringer, von ihren Mitarbeitenden vor wenigen Wochen mit einer Torte überrascht wurden. Eigentlich wollten sie auch gar keinen großen Wirbel um das Jubiläum machen, aber wir sind der Meinung: Wenn der 20. Geburtstag kein Anlass zum Feiern und in Erinnerungen schwelgen ist, wann dann? Und so haben sich Jörn und Torsten doch noch für ein Interview anlässlich des Ehrentags breitschlagen lassen. Wenn Sie also wissen wollen, wie das mit der Gründung von Simovative damals abgelaufen ist, was das Café Tambosi dabei für eine Rolle spielt und ob sich die beiden Chefs auch manchmal in die Haare kriegen, lesen Sie am besten weiter.

 

Wie ein Buch zur Unternehmensgründung beitrug

Angefangen hatte damals alles im gemeinsamen Betriebswirtschaftsstudium. Torsten erinnert sich daran, dass er sich an der Uni das Buch PHP 4 ausborgte. Auf seine ersten Programmierergebnisse, die daraufhin entstanden, wurde nicht nur Jörn aufmerksam, sondern auch die Leitung der Hochschule, welche den beiden kurzerhand den Auftrag erteilte, ein Alumniportal zu bauen. „Wir haben uns dabei offensichtlich nicht ganz so ungeschickt angestellt und mit dem Erstellen einer Notenverwaltung schon bald einen Folgeauftrag erhalten“, blickt Jörn auf die Zeit der Anfänge zurück. So hat also alles begonnen – auf der Uni und mit einem Buch, das übrigens heute noch immer in Torstens Büro steht.

An der Hochschule, an der Jörn und Torsten studierten, sprach sich die Aktion der beiden herum und so konnten sie ihr Produkt an drei weitere Hochschulen verkaufen. Nach dem Studium gab es dann zwei Optionen: entweder bei einem Unternehmen in der Industrie arbeiten oder eine eigene Firma gründen. „Wir glaubten daran, dass wir eine vielversprechende Software haben, deswegen haben wir relativ schnell den Schritt zur Selbstständigkeit gewagt“, erzählt Torsten.

Bei der Frage, woher denn die Namen Simovative und academyFIVE kämen, müssen die beiden Geschäftsführer schmunzeln. Jörn klärt uns auf: „Die Idee zu Simovative – also der Kombination aus ‚Services for Information Management‘ und ‚Innovation‘ – kam Torsten im Café Tambosi.“ Ob er auch die Zukunft des Unternehmens aus dem Kaffeesatz lesen konnte, wird wohl Torstens Geheimnis bleiben. Jedenfalls war die Namensfindung für die Campus Management Software praktischer angelegt. Die ersten Versionen hießen „academy“ – was aufgrund der Nähe zum Hochschulbereich ja als durchaus logisch erscheint – und daran wurde die Zahl der jeweiligen Version gehängt. Also hieß die Software ursprünglich tatsächlich „academyONE“, dann „academyTWO“, und so weiter. „Irgendwann wären uns aber die Domains ausgegangen, weshalb wir die Fortsetzung bei ‚academyFIVE‘ beendeten, und dabei blieb der Name dann auch“, schildert Torsten den Vorgang.

 

Vom Uniprojekt zur etablierten Software

Firmen- und Softwarename sind bis heute gleich geblieben, verändert haben sich das Unternehmen und das System aber dennoch. Aus dem anfänglich sehr beschränkten Produkt, das lediglich von den beiden Gründern entwickelt wurde, ist ein umfassendes Campus Management System mit einem großen Funktionsumfang geworden, welches heute von einem professionellen Developer-Team tagtäglich weiterentwickelt wird. „Die Software von heute ist daher gar nicht mehr vergleichbar zu dem, womit wir damals gestartet sind“, weiß Jörn die Arbeit der Entwickler:innen zu schätzen.

Doch auch Simovative hat in den vergangenen Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht, wie Jörn findet: „Das wird besonders beim Büro deutlich. Zu Beginn wurden uns noch Räumlichkeiten unserer Uni zur Verfügung gestellt, heute sitzen wir hier im Central Tower in München und haben zahlreiche Mitarbeitende, die von Kanada, Köln oder anderen Orten aus arbeiten.“ Ganz klar also, dass sich die Teams vergrößert haben und die Anzahl der Angestellten auf mittlerweile fast 70 Personen angewachsen ist. „Das Schöne dabei aber ist, zu sehen, dass sich trotz des Wachstums die Kultur im Unternehmen nie geändert hat. Es ging immer um die Digitalisierung und Verbesserung der Hochschulprozesse und darum, die beste Lösung für den Kunden zu finden. Das und der Umgang mit unseren Kolleg:innen und die Wertschätzung derer Leistungen stand bei uns immer ganz oben. Das tut es bis jetzt und wird auch in Zukunft so sein“, ist Torsten überzeugt.

 

Immer ein Team – nur nicht beim Fußball

Tolles Produkt, tolles Team, tolles Unternehmen also. Aber ganz so einfach konnte es doch nicht immer gewesen sein. Wir wollen von den beiden Gründern wissen, ob sie denn jemals Niederlagen einstecken mussten oder ob es denn auch mal einen Moment gab, in dem sie einfach alles hinschmeißen wollten. „Vor rund zehn Jahren wurden wir Opfer eines Hackerangriffs. Der hat schon sehr weite Kreise gezogen und hätte durchaus das Potenzial gehabt, einen noch größeren Schaden anzurichten“, ist den beiden der Schock von damals anzusehen. „Aber hinschmeißen wollten wir nie. Und auch aus diesem Vorfall haben wir gelernt und sind noch stärker rausgegangen.“

Soviel also zu Krisenzeiten im Unternehmen. Und wie sieht es zwischen den Chefs aus? Kracht man da nicht auch manchmal zusammen, wenn man sich seit so langer Zeit fast täglich sieht? Und die noch wichtigere Frage: Wie schafft man es, diesen nicht unwesentlichen Kulturunterschied zwischen München (Torsten) und Dortmund (Jörn) zu überwinden? „Na klar kracht es hin und wieder mal und wird auch emotional – ganz besonders, wenn der BVB gegen den FCB spielt“, lacht Jörn, „aber wir konnten bisher immer vernünftige Wege finden, denn wir haben ein gemeinsames Ziel, und das steht am Ende des Tages über allem.“

 

Blick in die Zukunft

Auf die Frage, ob sich Simovative in genau die Richtung entwickelt hat, so wie sie sich das vorgestellt haben, sind sich Jörn und Torsten einig. „So etwas kann man im Vorhinein nie sagen, insbesondere, weil die Entwicklung des Marktumfeldes zum damaligen Zeitpunkt nicht vorhersehbar war. Wir wollten zwar auch zu unseren Anfängen schon einer der größten Anbieter von Campus Management Software werden, aber dass wir einmal so in die Breite wachsen werden – Stichwort UniHeads und eduFutureDays – konnten wir nicht abschätzen. Man kann aber sagen, dass sich alles noch viel positiver als in unserer Vorstellung entwickelt hat.“

Jetzt aber genug von der Vergangenheit: Worauf freuen sich Jörn und Torsten in der Zukunft? „Wir wollen den Spaß nie verlieren, weiterhin eine grandiose Firma für unsere Mitarbeitenden sein und das konstruktive und ehrliche Verhältnis zu Kolleg:innen wie Kunden auch künftig auf diesem hohen Niveau halten“, lässt Jörn keine Zweifel aufkommen, und Torsten ergänzt: „Wir haben eine Vision, die wir weiter vorantreiben möchten. Uns ist es ein Anliegen, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit durch Digitalisierung zu leisten und mit unseren Kunden gemeinsame Projekte umzusetzen, um den vielen Herausforderungen, die dieses Thema mit sich bringt, zu begegnen. Wir wollen die Bildung digitalisieren, für lebenslanges Lernen sorgen und die Lehre der Zukunft aktiv mitgestalten. Und ich finde, das ist ein schöner Schlusssatz.“ Genau das denken wir auch, deswegen lassen wir das jetzt einfach so stehen.